20.02.2025
»Viele Sachen funktionieren, wenn man sie gemeinschaftlich angeht.«

Jörg Schütze (53) ist im Gemeindekirchenrat von Gräfenhainichen und leitet den Bauausschuss. Dies ändert sich mit der Wahl dieses Jahr, da er sich aus Zeitgründen nicht mehr für den GKR aufstellen lässt. Andrea Schulze hat ihn zu seinen Aufgaben im GKR und vor allem im Bauausschuss interviewt.

Schulze: Herr Schütze, momentan sind Sie noch im GKR und im Bauausschuss. Wie kamen Sie zu diesen Ehrenämtern? 

Schütze: Das war eher ein Zufall. Ich bin auch im Posaunenchor und wir wollten eine Stimme im Gemeindekirchenrat haben. Daher habe ich mich dafür aufstellen lassen und wurde 2019 in den GKR gewählt. In den Bauausschuss bin ich dann auch mit rein, aber nicht als Leiter. Der eigentliche Leiter ist dann leider recht plötzlich weggezogen aus Gräfenhainichen und damit habe ich das übernommen.

Schulze: Was können Sie mir zur Arbeit im Bauausschuss und den Projekten erzählen? 

Schütze: Es sind vielseitige Projekte, alle machen Spaß. Man muss auch ein bisschen gucken, wo die Prioritäten liegen. Die Gedenktafeln in der Kirche hier in Gräfenhainichen waren nicht unbedingt oben auf der Liste im GKR, aber dafür auf unserer. Diese Widersprüche müssen dann ausdiskutiert und Lösungen gefunden werden. Immerhin gingen in der Gemeinde Spenden für die Tafeln ein und die sollten dann auch eingesetzt werden. 

Schulze: Haben Sie ein Projekt besonders in Erinnerung? 

Schütze: Auf jeden Fall den Glockengiebel in Möhlau. 12 Jahre hat das insgesamt gedauert, bis das Projekt jetzt endlich zum Abschluss kommt, es hat also schon vor meiner Zeit im GKR und Bauausschuss begonnen. Es gab immer wieder viele Sachen zu klären und mit der Bauaufsicht und dem Denkmalschutz abzusprechen. 

Schulze: In Möhlau wurde ja auch nicht nur der Glockengiebel restauriert, sondern auch eine neue Glocke gegossen. 

Schütze: Genau, da haben wir dann zum Beispiel auch überlegt, ob auf die neue Glocke Zierelemente müssen oder nicht, weil man die da oben im Turm nicht sieht. Wir haben uns dann für die Zierelemente entschieden, weil die ja eine tiefere Bedeutung haben, selbst wenn sie nicht gesehen werden. 

Schulze: Abgesehen von Möhlau, was haben Sie noch für Projekte im Bauausschuss? 

Schütze: Viele. Alle Bauprojekte, aber auch Landschaftspflege und Grabsteinprüfungen landen bei uns. Für die Grabsteinprüfungen haben wir extra einen Lehrgang gemacht. 

Schulze: Was sind die größten Herausforderungen? 

Schütze: Einerseits die Kosten, die sollen möglichst niedrig bleiben. Bei den stark schwankenden Preisen gerade ist das teilweise eine Herausforderung. Daher machen wir auch viel selbst. Den Zaun um das Paul-Gerhardt-Haus haben wir zum Beispiel selbst gemacht. Andererseits ist auch viel Papierkram da, es müssen viele Anträge für die einzelnen Projekte ausgefüllt werden. 

Schulze: Was meinen Sie, welche Fähigkeiten nützlich sind im Bauausschuss? 

Schütze: Vor allem viel Geduld. Ein bisschen kompromissbereit sollte man auch sein. Es geht vieles nicht so, wie man sich das zuerst gedacht hat. Aber viele Sachen funktionieren dann trotzdem, wenn man sie gemeinschaftlich angeht. Ein bisschen Ahnung von der Materie ist auch hilfreich, und ansonsten kann man alles andere lernen. Wie Anträge ausgefüllt werden, habe ich vorher auch nicht gewusst und habe es mir dann beigebracht. 

Schulze: Was ist Ihre Motivation bei den Bauprojekten? 

Schütze: Dass wir Kirchen und Gebäude haben, zu denen die Menschen gerne hingehen. Dafür fahren wir einmal im Jahr alle Objekte ab, die wir haben, machen eine Bestandsaufnahme und danach eine Prioritätenliste: Was muss sofort angegangen werden und was kann noch warten? Vor allem so an sich kleine Sachen, wie das Neustreichen von Fenstern, sind oft Arbeiten, die nicht warten können, damit das Holz nicht fault. 

Außerdem lernt man immer etwas Neues. Als klar war, dass für Möhlau eine neue Bronzeglocke gegossen wird, mussten wir ja herausfinden, welchen Klang die alte Glocke hat. Wir haben sie in ein Gestell gehängt und dann kam ein Fachmann mit riesigen Tongabeln. Die wurden an bestimmten Punkten an die Glocke geschlagen und damit haben wir herausgefunden, mit welchem Ton sie klingt. Der Fachmann hat uns dann auch gesagt, welchen Ton die neue Glocke haben sollte. 

Bei den Gedenktafeln war ich dabei, als der Restaurator sich den Raum angeschaut hat, hier und da auch an der Wand gekratzt hat, um die unterschiedlichen Schichten zu sehen. Er hat da auch viel zu erklärt, das war echt interessant! 

Schulze: Wissen Sie noch, was Ihr erstes Projekt war? 

Schütze: Ja, das war die Heizungsanlage hier im Paul-Gerhardt-Haus. Wir haben die Heizung umgestellt auf eine andere Technik. 

Schulze: Sie lassen sich ja auch nicht mehr aufstellen bei der nächsten Wahl. Wissen Sie schon, was dann ihr letztes Projekt sein wird? 

Schütze: Sehr wahrscheinlich auch das Paul-Gerhardt-Haus, der Eingangsbereich wird neu gemacht. Das können wir hoffentlich noch dieses Jahr abschließen, bevor ich die Leitung abgebe. Wenn es passt, werde ich danach aber gern als normales Mitglied im Bauausschuss bleiben und dem neuen Leiter oder Leiterin auch bei der Einarbeitung helfen. 

Schulze: Da schließt sich ja sehr schön ein Kreis, wenn Sie mit dem Paul-Gerhardt-Haus angefangen haben und auch wieder aufhören, zumindest in der Leitungsposition. Vielen Dank für das schöne Gespräch und die Einblicke in Ihre ehrenamtliche Arbeit!