15.10.2024
Stadtausstellung "Wir Bäume sind eure besten Freunde"

In Bad Schmiedebarg gab es vom 1.09. bis 30.09. eine Ausstellung rund um Bäume und deren Funktion in der Natur.

Einen besseren Abschluss hätte sich Pfarrer i.R. Christoph Krause für die Ausstellung „Wir Bäume sind eure besten Freunde – Stadtbäume in Gefahr“ wirklich nicht wünschen können: hatten sich doch tatsächlich am letzten Ausstellungstag, dem 30. September, noch einmal zwei Gruppen von Hortkindern auf den Weg gemacht, um am ersten Ferien-Vormittag ihre „besten Freunde“ kennenzulernen. Schnell wuselten sie durch die Info-Tafeln, betasteten Rinde, identifizierten Blätter, schätzten Jahresringe und benannten die vielen Lebewesen, die in und auf, unter und über, von und mit Bäumen leben.

Ja, das gehört zum Ausstellungskonzept, welches die Ev. Kirchengemeinde am Kurort Bad Schmiedeberg schon seit einigen Jahren verfolgt. Früh wurde von den Verantwortlichen die Chance jener „Ogkelschen Kapelle“ an der Nordseite der gotischen Hallenkirche als idealer Präsentations- und Informationsraum entdeckt und erschlossen. Und so wechseln sich im Durchschnitt drei bis vier Ausstellungen pro Jahr miteinander ab, wobei die Themen von Kirchen- und Reformationsgeschichte über die Aufarbeitung der Diktaturen in Deutschland bis hin zu künstlerischen Auseinandersetzungen mit Gegenwartsproblemen reichen. Und im September - dem Schöpfungsmonat - wird der Fokus auf Natur und Umwelt gelegt. Im letzten Jahr war der Elbebiber im Blick, aber auch die Wildkatze, die Elbauen und unser Umgang mit Lebensmitteln spielten schon eine Rolle. Aussteller war in diesem Jahr der BUND Bayern und gefördert wurde die Ausstellung von der Ev. Akademie Sachsen-Anhalt in Wittenberg. Als Besucher wurden neben den Kurgästen auch Tagestouristen, Vereine und Gemeindegruppen sowie örtliche Grund- und Sekundarschüler begrüßt.

Das Begleitprogramm der Ausstellung war vielseitig: Eröffnung im Rahmen des „Schöpfungs­sonntags“ am 1. September mit einer Predigt über Genesis 1 von Gemeindepfarrer Christoph Gramzow. Ein Liederabend mit Bernd Pakosch aus Meißen „Abends an der Elbe“ – wunderbare Lyrik in der Stimmung von alten Weiden in der Flussaue. Authentischer indigener Folk und Rock mit Mitch Walking Elk, einem Hopi-Cheyenne-Arapaho, der in einem Reservat in Oklahoma geboren und aufgewachsen ist und vehement gegen die Zerstörung seiner Heimat durch Öl- und andere Konzerne eintritt. Ein gut besuchter Filmabend mit „Die Eiche – meine Heimat“, ein wunderbarer französischer Dokumentarfilm von 2022, dessen Reiz darin besteht, dass kein menschliches Wort ertönt! Aber auch die septemberliche Donnerstag-Orgelvesper und die „Lange Orgelnacht“ boten Möglichkeit, sich die Ausstellung anzuschauen.

Aber am schönsten war es doch mit den Kindern des Schulhortes ganz am Schluss: wie teilweise schon bestens informiert sie Fragen beantworten: wo wachsen Bäume (nicht nur im Wald – nein, auch im Garten, an den Straßen, auf dem Spielplatz und dem Schulhof, auf dem Friedhof und im Park …). Was bringen uns Bäume: Sauerstoff, Schatten, Schutz vor Regen, Holz zum Heizen, fürs Papier, zum Bauen, Grün für die Augen – ach, was da alles so rauspurzelte! Wer und was lebt unter und über, in und um, von und mit dem Baum – hunderte Antworten hätte ich sammeln können. Und was gefährdet den Baum: traurige Gesichter beim Vorstellen von Kettensägen und Riesen-LKW, gelaugten Straßen im Winter und Trockenheit im Sommer, Waldbränden und Waldsterben, Müll an den Wegen und Asphalt auf den Straßen. Aber auch viel Freude daran, was getan werden kann: Bäume pflanzen und gießen, Blühwiesen anlegen, Insektenhotels und Nistkästen bauen – genügend Anregungen für BürgermeisterInnen, LehrerInnen und Eltern!

Und zum Abschluss noch der Gang vor die Kirche. Dort steht die 120 Jahre alte Platane, gepflanzt nach dem verheerenden Kirchturmbrand 1905. Alle Kinder mussten die Hände zusammenlegen, um ihren Stamm zu umfassen! Und dann das allerschönste: wir fassten uns an die Hände und umtanzten die alte Riesin – vier nach rechts, vier nach links, zwei vor, zwei zurück, und dann noch mal im Kreis.

Pfarrer i.R. Christoph Krause