11.11.2024
Konfirmanden lernen Synagoge in Dessau kennen

Konfirmanden aus Krina, Bitterfeld, Wolfen und Sandersdorf machten sich am 7. November auf den Weg zu einer Bildungsfahrt. Das Ziel: Die neue Synagoge in Dessau.

“Das Ziel der Bildungsfahrt ist es, jüdisches Leben kennenzulernen und damit eventuellen Vorurteilen vorzubeugen”, so Pfarrer Albrecht Henning aus Krina, der zusammen mit Vikar Gerson Sachs sowie Pfarrerin Anna Mittermayer aus der Region der 15 Türme die Bildungsfahrt organisiert hat. 

Die Führung übernahm Helga Sokolova. Sie brachte neben den Besonderheiten der Architektur auch das jüdische Leben mit den verschiedenen Vorschriften näher. Schon im Foyer wies sie auf den Bauhausstil und den runden Bau der Synagoge hin. Das Foyer bildet den Gebetsmantel, der die Torarolle umschließt. In dieser “Rolle” ist der Gebetsraum. 

Bevor es in diesen hineinging, gab es einen kleinen Exkurs zur Bedeutung des Wortes “koscher”, bei dem die Konfirmanden einige der Fragen richtig beantworten konnten. Danach strömten die Jugendlichen neugierig in den Gebetsraum und setzen sich auf die Bänke. Die Jungen bekamen eine Kippa, da dies eine der Vorschriften im Judentum ist. 

Im Gebetsraum erzählte Helga Sokolova von der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Dessau. Fürst Johann Georg II, von Anhalt-Dessau, erlaubte es den Juden durch Schutzbriefe im 17. Jahrhundert, sich in seiner Residenzstadt Dessau anzusiedeln. Sie durften zwar nicht innerhalb der Stadtmauern wohnen, wohl aber davor. Außerdem wurde es ihnen erlaubt, eine Synagoge zu bauen. Die erste Synagoge sowie die nachfolgenden stehen nicht mehr, da sie im Laufe der Geschichte zerstört wurden. Die Vorgängersynagoge wurde 1908 eingeweiht und am 9.11.1938 von Nationalsozialisten in Brand gesteckt. “Wir müssen heute dafür sorgen, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene in einen persönlichen Kontakt mit Menschen jüdischen Glaubens kommen, damit ein gegenseitiges Verständnis entsteht”, sagt Pfarrer Albrecht Henning. 2023 wurde die jetzige neue Synagoge in Dessau eingeweiht. 

Nach dem Ausflug in die Geschichte öffnete Helga Sokolova den Toraschrein im Gebetsraum und zeigte die Torarollen. Die ersten Fragen von den Konfirmanden wurden gestellt, unter anderem wie ein Gottesdienst abläuft und wie schwer die Konvertierung zum Judentum ist. “Ich freue mich, dass die Konfirmanden so interessiert waren und sich auch getraut haben, Fragen zu stellen”, sagt Pfarrer Albrecht Henning zum Abschluss. 


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Foyer der Synagoge in Dessau  Andrea Schulze Der Toraschrein in der Synagoge in Dessau  Andrea Schulze Die Decke des Gebtsraums mit dem Davidstern.  Andrea Schulze