30.03.2015
3. Tagung der Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Wittenberg
Welches Kirchenverständnis wollen wir leben? Wofür haben wir im Jahr 2014 das Geld ausgegeben? Fragen wie diese standen im Mittelpunkt der 3. Tagung der Kreissynode.
Nach einer Andacht in der Stadtkirche von Wittenberg tagte die Kreissynode im Katharinensaal und nahm die Rechnungslegung für das Jahr 2014 entgegen. Mit einer Verzögerung von einem halben Jahr wurde auf der 3. Tagung die Wahl der Mitglieder des Öffentlichkeitsausschusses durchgeführt. Gewählt wurden Dr. Kristin Jahn, Sabine Opitz und Horst Tabor. Zur dauerhaften Mitarbeit in den Öffentlichkeitsausschuss berief die Kreissynode Wilma Deißner, Adelheid Ebel, Inge Weiß und Joachim Lorenz.
In den Ausschuss für kirchliches Leben wurde die Synodale Kristina Schliemann gewählt und Jörg Eichhorn und Friedhold Steinhoff hinzuberufen.
Inhaltlicher Schwerpunkt der Kreissynode waren die Ergebnisse der Arbeitsgemeinschaft Gottesdienst und Kirche. Im Rahmen eines Gesamtkonventes hatte sich die AG vor 2 Jahren gebildet. Superintendent Christian Beuchel legte in jenem Konvent ein Positionspapier vor unter dem Titel: Orte des Gebets – Orte der Verkündigung. Man müsse angesichts der Tatsache, dass in einem Drittel der 162 Kirchen des Kirchenkreises keine regelmäßigen Gottesdienste, d.h. weniger als einmal im Monat, stattfinden und die Zahl der Gottesdienstbesucher abnehme, reagieren. Eine AG gründete sich daraufhin, um auszuloten, wie angesichts der sinkenden Gemeindeglieder- und Gottesdienstbesucherzahlen und der gleichbleibenden Anzahl der Kirchen, Gottesdienste noch durchgeführt werden können, ohne dass die Qualität der Gottesdienste leidet und ohne haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter mit noch mehr Aufgaben zu betrauen.
Bernd Gaus stellte auf der Kreissynode fest, dass in Zukunft immer weniger Menschen vor Ort leben werden, die sich um die 165 Kirchen kümmern können. Dies sei ein Teil der Problemlage. Waren es statistisch gesehen im Jahr 2001 noch 37.000 Gemeindeglieder im Kirchenkreis und damit pro Kirche 225 Menschen, so werde man – bei gleichbleibenden Trend – 2030 nur noch mit 10.800 Gemeindegliedern im Kirchenkreis rechnen können. Rein rechnerisch hieße das, auf die 165 Kirchen kämen gerade noch 30 Menschen, die sie erhalten und offen halten können. Neben der Vielzahl der Kirchengebäude werden die Gemeindebereiche immer größer werden. Er wies in seinem Bericht darauf hin, dass dieser Prozess jetzt schon im Gange ist und man reagieren müsse. Ein „weiter so“ könne es nicht geben. In Zusammenarbeit mit Partnern der EKM und Gemeinden hat sich die AG mehrere Modelle angesehen, die auf eine solche Lage reagieren.
„Patentlösungen gibt es nicht“, so Superintendent Christian Beuchel. Kirche könne das Wie auch nicht vorgeben. Sie könne nur Angebote machen, die Situation mit den Gemeinden zu reflektieren, aber den Weg muss jede Gemeinde vor Ort selbst entwickeln und gehen.
Im Kirchengemeindeverband Zörbig hatte die AG an 4 Abenden mit den Gemeindekirchenräten die Situation vor Ort erkundet. Neben der Analyse, was für die Gemeinde am Gottesdienst wichtig ist, standen Fragen der Zusammenarbeit mit regionalen Partnern im Zentrum. Derzeit bildet sich dort eine Gruppe, die aus den Erkenntnissen des Beratungsprozesses eigene Beschlüsse erarbeitet.
„Wir sind nicht nur Christen einer Gemeinde“, so Präses Uwe Kröber, „wir sind auch Bürger einer politischen Gemeinde.“ Ziel müsse es sein, sich mit den Partnern vor Ort viel stärker zu vernetzen. Mitglieder der Kreissynode wiesen auch darauf hin, dass zunehmend Migranten im Kirchenkreis leben werden und es nötig sei, diese bei aller Umstrukturierung mit im Blick zu haben. Grundsätzlich müsse man sich der Frage stellen: Welche Kirche wollen wir vor Ort sein und für wen wollen wir da sein?
„Auf der Straße zu sein, das ist unsere Aufgabe, dort gehören wir hin, auf die Straße und zu den Menschen“, so Matthias Schollmeyer in seinen Worten zum Abschlusssegen.