02.01.2023
Jahreslosung 2023 - "Du bist ein Gott, der mich sieht" 1. Mose 16,13

Zwei Worte nur stehen im hebräischen Text, ein Name für Gott, wie er der rechtlosen, geflüchteten Hagar in der Wüste begegnet: "El Roi" -  "Du bist ein Gott, der mich sieht". Die Jahreslosung steht ganz am Anfang der Bibel. Dort werden starke Geschichten über Menschen erzählt, die manches falsch machen, die sich streiten, die neu anfangen und vertrauen. Als vor drei Jahren dieses Motto für 2023 ausgewählt wurde, gab es noch keine Pandemie und keinen Krieg in der Ukraine. Aber schon damals gab es Streit und Krieg in der Welt, Flüchtende und Menschen, die sich allein gelassen fühlen. Das Vertrauen der Hagar brauchen wir deshalb zu allen Zeiten, aber besonders in diesem neuen Jahr. Dreimal spricht der Engel mit Hagar und tröstet sie. Einmal genügt nicht, nötig ist die freundliche Ansprache, der Blick in das Angesicht meines Gegenübers und die Überzeugung, dass jedes Menschenkind von Gott gewollt und geliebt ist. Sicher mag bei uns Unterschiedliches anklingen, wenn wir die Geschichte von Hagar lesen und auf uns heute beziehen. Sie nimmt uns hinein in die Hoffnung auf die spürbare Nähe Gottes, was auch immer wir im neuen Jahr erleben. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes und frohes neues Jahr 2023 Ihre Gabriele Metzner, Superintendentin des Kirchenkreises Wittenberg

Die Geschichte von Hagar (1. Mose 16 nach der BasisBibel)

Abrams Frau Sarai hatte keine Kinder bekommen. Sie hatte eine ägyptische Magd, die hieß Hagar.
Sarai sagte zu Abram: »Der Herr hat mir Kinder verweigert. Geh doch zu meiner Magd!
Vielleicht kann ich durch sie ein Kind bekommen.« Abram hörte auf Sarai.
So gab Sarai ihrem Mann Abram ihre ägyptische Magd Hagar zur Nebenfrau. Abram wohnte damals schon zehn Jahre im Land Kanaan.
Er schlief mit Hagar, und sie wurde schwanger. Als sie merkte, dass sie schwanger war,
sah sie auf ihre Herrin herab.

Da sagte Sarai zu Abram: »Mir geschieht Unrecht, und du bist schuld.
Ich war es doch, die dir meine Magd gegeben hat. Kaum ist sie schwanger, sieht sie auf mich herab.
Der Herr soll zwischen dir und mir entscheiden!« Abram antwortete Sarai: »Sie ist deine Magd und in deiner Hand.
Mach mit ihr, was du für richtig hältst.« Daraufhin behandelte Sarai ihre Magd so schlecht, dass diese ihr davonlief.

Ein Engel des Herrn fand Hagar an einer Wasserquelle in der Wüste. Sie war am Brunnen auf dem Weg nach Schur.
Der Engel fragte: »Hagar, du Magd Sarais, wo kommst du her und wo gehst du hin?« Sie antwortete:
»Ich bin auf der Flucht vor meiner Herrin Sarai.« Da sagte der Engel des Herrn zu ihr: »Kehre zu deiner Herrin zurück
und ordne dich ihr unter!« Weiter sagte der Engel des Herrn zu ihr: »Ich werde deine Nachkommen so zahlreich machen,
dass man sie nicht zählen kann.« Der Engel des Herrn fügte hinzu: »Du bist schwanger
und wirst einen Sohn zur Welt bringen. Den sollst du Ismael, ›Gott hat gehört‹, nennen.

Denn der Herr hat dich gehört, als du ihm deine Not geklagt hast. Dein Sohn wird heimatlos sein wie ein Wildesel. Er wird mit allen im Streit liegen
und getrennt von seinen Brüdern wohnen.« Hagar gab dem Herrn, der mit ihr geredet hatte, den Namen El-Roi, das heißt: Gott sieht nach mir.
Denn sie hatte gesagt: »Du bist ein Gott, der mich sieht.«