05.04.2024
Heilsame Töne
Ein Beitrag von Pfarrerin Susanne Fischer-Kremer, Krankenhausseelsorgerin am Paul-Gerhardt-Stift in Wittenberg
„Nun ruhen alle Wälder, Vieh, Menschen, Städt und Felder,
es schläft die ganze Welt; ihr aber meine Sinnen, auf, auf, ihr sollt beginnen, was eurem Schöpfer wohl gefällt...“
So tönt es öfter am späten Freitagnachmittag, wenn auf den Fluren unseres Krankenhauses das geschäftige Treiben des Tages langsam zur Ruhe kommt. Dann hat sich eine Gruppe von Sängerinnen und Sängern auf den Weg durch das Stift gemacht. Nach und nach gehen auf den Fluren die Zimmertüren auf, denn der Gesang soll möglichst alle erreichen, auch die, die das Sonnenlicht heute nur durch das Fenster erleben konnten.
„Wo bist du, Sonne blieben, die Nacht hat dich vertrieben, die Nacht, des Tages Feind. Fahr hin, ein andre Sonne, mein Jesus, meine Wonne, gar hell in meinem Herzen scheint.“
Der Besuch von singenden Menschen kommt an diesem Ort für die meisten völlig unerwartet, wie ein Gruß aus einer anderen Wirklichkeit: eine liebevolle Erinnerung daran, dass hier keiner vergessen ist, und dass es noch mehr gibt im Leben, auch wenn gerade die Krankheit im Rampenlicht steht.
Dieses Singen - auch wenn es von wenigen geleistet wird - keine CD könnte es je ersetzen - das sieht man an so manchem leuchtenden Gesicht! In jedem Lied schwingt so viel mit an Sonne, an Liebe zu den Menschen. Aber auch an Liebe zu Dem, der das Leben eines Jeden in seiner Hand hält.
DER ist es, der uns alle miteinander verbindet - die in den Krankenhausbetten, und die, die dann wieder nach Hause gehen und sich dort schlafen legen. DER vermag es, das Innerste jedes Menschen, wie versehrt der Körper auch sein mag, heil und unversehrt zu bewahren.
„Breit aus die Flügel beide, o Jesu meine Freude, und nimmt dein Küchlein ein. Will Satan mich verschlingen, so lass die Englein singen: Dies Kind soll unverletzet sein.“
Wir sind den „Freitagssängern“ sehr dankbar für diesen wichtigen, ehrenamtlichen Dienst, für die heilsame Gabe, die sie immer wieder bringen!
Pfarrerin Susanne Fischer-Kremer, Seelsorgerin am PGS