25.10.2022
Freiwilligendienst in der Flüchtlingshilfe in Scicli - Sizilien

Ein Interview mit Anna Herzer

Die Fragen stellt Gabriele Metzner:

Liebe Anna, vor wenigen Wochen hast du im Süden von Sizilien, in Scicli, deinen Freiwilligendienst in der Flüchtlingshilfe begonnen. Was war dein erster Eindruck?

Anna: Nachdem ich auf Sizilien ankam, merkte ich sofort, wie offen, freundlich und gelassen die Menschen hier sind. Dies fiel mir zum Beispiel bei einer Willkommensfeier für die Freiwilligen oder bei Gesprächen mit den Menschen in Geschäften und Cafés auf. Bereits in den ersten Tagen lief auch zeitlich nichts nach Plan ab und ich musste sofort lernen, spontan und geduldig zu sein.

Was genau sind deine Aufgaben?

Anna: In der Casa delle Culture muss ich vormittags die Gemeinschaftsbereiche putzen und kann kreative Projekte mit den Geflüchteten vorbereiten. Nachmittags betreue ich Kinder beim Hausaufgaben machen und beschäftige diese, wenn sie fertig mit den Hausaufgaben sind. Momentan bin ich aber noch dabei, mich in den Arbeitsalltag einzugewöhnen, denn der Start in der Casa hat sich aufgrund einer Coronainfektion in meiner WG um ein paar Tage verzögert.                           

Hast du schon Freundlinnen und Freunde gefunden?

Anna: Mein Freundeskreis besteht zurzeit aus meiner französischen und italienischen Mitbewohnerin und drei anderen deutschen Freiwilligen, von denen eine mit mir in der Casa arbeitet und auch mit mir in der WG wohnt. Trotzdem hoffe ich, dass ich mit der Zeit auch mehr junge Leute vor Ort kennenlernen werde.

Vor welchen Herausforderungen stehen die Menschen, mit denen du arbeitest?

Anna: Ich habe den Eindruck, dass die Geflüchteten alle sehr persönliche und individuelle Geschichten haben, die ihr Leben hier prägen. Größtenteils kenne ich diese Geschichten selber nicht oder möchte sie aus privaten Gründen nicht teilen. Ich merke allerdings, wie sich nach den Wahlergebnissen vor allem die Menschen, die in der Casa arbeiten, Sorgen um die zukünftige Flüchtlingspolitik Italiens machen und die aktuelle Regierungssituation als eine Herausforderung betrachten.

Was ist für dich die größte Umstellung, wenn du an dein Leben in Deutschland denkst?

Anna: Neben dem Spracherwerb und dem heißen Klima muss ich mich hier auch besonders an den neuen Tagesrhythmus gewöhnen. Von 12 bis 16 Uhr sind die Straßen leer und die Geschäfte haben zu und ich arbeite auch nur am Vormittag und dann wieder am späten Nachmittag.

Vielen Dank, liebe Anna, und herzliche Grüße aus Wittenberg nach Sizilien.

Anna: Ich hoffe, dass ich euch mit diesen Antworten einen kleinen Einblick in meine ersten Wochen auf Sizilien ermöglichen konnte.