20.11.2013
Bericht zur 11. Tagung der Kreissynode

Am 16. November hat die Kreissynode des Kirchenkreises Wittenberg zum 11. Mal getagt. Präses Jürgen Steinborn leitete diese Sitzung, letztmalig. So stand der Tag ganz unter dem Zeichen des dankbaren Rückblicks.

In seinem Bericht dankte Superintendent Christian Beuchel allen Gemeindegliedern, die sich in diesem Herbst für die Wahl ins Amt eines Gemeindekirchenrates zur Verfügung gestellt hatten. Sein Dank galt auch jenen, die mit ihrer guten Vor- und Nachbereitung die Durchführung der Gemeindekirchenratswahlen gewährleistet haben. Zur großen Freude aller hatte sich durch die erstmals angebotene Briefwahl die Wahlbeteiligung verdreifacht.

Von insgesamt 24301 wahlberechtigten Gemeindemitgliedern auf dem Gebiet des Kirchenkreises Wittenberg haben 8963 Gemeindeglieder gewählt, 6699 davon gaben ihre Stimme per Briefwahl ab. Von den insgesamt 490 Kandidaten in den Gemeinden wurden 376 gewählt, wovon 218 Frauen sind. Herrn Dieter Henze aus Pretzsch, der seit 50 Jahren im Gemeindekirchenrat und in der Kreissynode mitarbeitet, überreichte Superintendent Beuchel stellvertretend für alle Gemeindekirchenräte einen Blumenstrauß als Dank für sein langjähriges Engagement.
Superintendent Beuchel schloss seinen Bericht ab mit einem Hinweis auf die anstehenden Zukunftsfragen der Kirche. „Wir erleben einen Paradigmenwechsel, vergleichbar mit der Christianisierung vor ca. 1000 Jahren“ sagte er und wies darauf hin, dass in den immer dünner besiedelten Gebieten immer kleinere Gemeinden existieren und in vielen Gemeinden – wie vor 1000 Jahren – ein lebendiges Gemeindeleben ohne hauptamtliche Mitarbeitende stattfindet. Nicht Traurigkeit, sondern Freude angesichts dessen, was möglich ist, sollte der Grundtenor für die kommende Zeit sein.

Nachdem Superintendent Beuchel seinen Bericht über die Arbeit des Kreiskirchenrates den 41 anwesenden Synodalen vorgelegt hatte, berichtete Sabine Opitz, Leiterin des Kreiskirchenamtes, von der Entwicklung der Kirchensteuerzahlungen. Steigende Kirchensteuereinnahmen, wie sie derzeit zu verzeichnen sind, gehen einher mit steigenden Personalkosten für die Mitarbeiter im Verkündigungsdienst. Es wird Aufgabe der neuen Kreissynode sein, im kommenden Jahr einen neuen Struktur- und Stellenplan zu erarbeiten, der die Handlungsfähigkeit der Kirchengemeinden gemäß ihrer finanziellen Möglichkeiten in den Blick nimmt.

Neben dem Haushaltsplan des Kirchenkreises für 2014 und den Wahlvorbereitungen für die kommende Kreissynode wurde auch beschlossen, die Gemeinde Elster künftig dem Pfarrbereich Seyda zuzuordnen, sodass eine Pfarrstelle mit 1400 Gemeindegliedern entsteht, die auch in Zukunft erhalten bleiben kann.

Nach über 40 Jahren als Präses der Kreissynode Wittenberg war es die letzte Tagung die Jürgen Steinborn geleitet hat. Jürgen Steinborn ist nicht nur der dienstälteste Präses einer Kreissynode, er ist auch der erste Präses überhaupt. Denn in Wittenberg hat man das Modell einer Kreissynode erfunden, die nicht mehr vom Superintendenten, sondern von einem Ehrenamtlichen geleitet wird. Prof. Dr. Harald Schultze, ein langjähriger Wegbegleiter Steinborns, den Superintendent Beuchel zum Vortrag eingeladen hatte, referierte über die Entstehung der Kreissynoden und verwies auf die Grundsatzdebatten, die diesem Modell vorausgegangen waren.

1970 dachte die damalige Landeskirche erstmals darüber nach, die zunehmenden Aufgaben eines Superintendenten auf mehrere Schultern zu verteilen. Am 15. April 1972 eröffnete und leitete in Wittenberg daher erstmals nicht der Superintendent die Sitzung der Kreissynode, sondern ein Laie, Jürgen Steinborn. Der Kirchenkreis Wittenberg hat 1972 damit vollkommen neue Wege beschritten und in den kommenden Jahren setzte sich dieses Modell auch in allen anderen Kirchenkreisen der Kirchenprovinz Sachsen durch. Ab 1980 kamen der Kreissynode auch Aufgaben des Verkündigungsdienstes zu, so wurde es der Kreissynode zur Pflicht, alle Arbeitsbereiche, die die Möglichkeiten kleiner Gemeinden übersteigen, auf Kirchenkreisebene zu organisieren. Prof. Dr. Harald Schultze beendete sein Referat mit einem kritischen Blick auf die gegenwärtigen Möglichkeiten einer Kreissynode: Durch die immer größer werdenden Gebiete der Kirchenkreise würde das Modell der Kreissynode überdehnt. Die Mitarbeit der Synodalen mit Bezug auf den ganzen Kirchenkreis ist kaum zu gewährleisten, weil dem einzelnen Synodalen Informationen zu allen Bereichen und Problemen im Kirchenkreis gar nicht gegeben sind. Positiv hob er die Tatsache hervor, dass es in heutigen Zeiten ein viel bessere Wahrnehmung der Kirche in der Gesellschaft gibt und die Chance habe, Stellung zu beziehen zu Fragen des öffentlichen Lebens und dazu gratulierte er der Kreissynode ausdrücklich.

Das Referat von Prof. Dr. Schultze war ein Geschenk für den scheidenden Präses der Kreissynode, Jürgen Steinborn, der nach über 40 Jahren aus seinem Amt scheidet.

Sichtlich bewegt, verabschiedete sich Jürgen Steinborn am Ende der Kreissynode und dankte, allen Synodalen für ihre Mitarbeit. „Was wäre der Präses ohne seine Synodalen? Nichts.“ sagte er und verabschiedete sich mit den Worten: „Ich habe mein Amt sehr gern ausgeübt und es wird mir fehlen.“

Bis ein neuer Präses gefunden ist, führt er die Geschäfte der Kreissynode noch fort und wird dem neuen Präses dann die Glocke übergeben, mit der er über Jahrzehnte hinweg die Sitzungen der Kreissynoden eingeläutet hat.

Die nächste, konstituierende Sitzung der neuen Kreissynode wird am 5. April 2014 stattfinden.